Eine kurze Geschichte

Das Klingeln des Telefons hallte noch in seiner Gedanken nach. Der Hörer war schon längst wieder aufgelegt. Alles was gesagt wurde, ist schon in einem Flüstern untergegangen. "War es wichtig?" fragte er sich.

"Wohl kaum...". Er starrte wieder auf diesen blinkenden Dämon, der ihn anstarrte. Ein kaltes Gesicht, daß ihn auslachte. "Unsinn, das ist nur eine Maschine!" versuchte er sich immer wieder zu sagen. Doch irgendwie hatte er immer das Gefühl, daß sie ihn beobachtete. Und grinste. Wie eben.  Am Anfang war es toll. Ein Spielzeug. Eine Schreibmaschine. Ein Arbeitsgerät. Ein Sklave. Gib etwas ein und er tut es für dich. Ohne zu Knurren. Ohne zu leiden. Und dann, nach einiger Zeit... Hört es auf. Einfach so. Und mehr und mehr Zeit vergeht damit, einzustellen und zu installieren, als tatsächlich damit zu arbeiten. Schon seltsam. Irgendwie, so ganz also ob sie ein Eigenleben hätten. "Das ist Paranoid." sagt er sich. Er denkt zurück als sie noch bei ihm lebte. Glücklich waren die Tage. "Lange her..." So lange, daß er kaum noch wußte wie das war. Damals gab es das Grinsen nicht. Papier und ein Stift waren für ihn ausreichend. Damals... Das Picknick im Sommer, bei dem sie nicht einmal der strömende Regen davon abhalten konnte ihr Vorhaben durchzuführen. Oder die lauen Abende am Strand, als sie händchenhaltend dalagen und die Sterne gezählt haben. Und auch der gescheiterte Urlaub, bei dem nicht nur das Auto irgendwo im italienischen Hinterland liegengeblieben war, sondern der nette Herr, der sie zur nächsten Tankstelle fuhr als Taschendieb rausgestellt hatte und das Auto, als sie mit dem Abschleppwagen dort ankamen keine Reifen mehr hatte und komplett ausgeräumt war... Aber trotzdem waren sie glücklich.  Bis er die Anzeige sah. In einem Schaufenstern. Er war oft daran vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken. Aber eines Tages blieb er davor stehen. Und schließlich auch in das Geschäft hinein. Sie waren alle sehr freundlich zu ihm. Erklärten ihm viel, von dem er nichts verstand. Aber er glaubte ihnen. Dann ging er nach Hause. Sie waren alle so nett...  3 Tage später hatte er das Grinsen bei sich zu Hause. Es war wie Weihnachten. Sie sprach eine ganze Woche nicht mit ihm, weil er die gemeinsamen Ersparnisse dafür geplündert hatte. Er bemerkte es kaum, weil er so damit beschäftigt war, auszuprobieren. Zu installieren. Einzurichten. Zu üben. "Man muß doch fit sein damit!" sagte er immer wieder. "Das ist heutzutage wichtig!".  Das sie dann abends von der Arbeit nicht nach Hause kam, hatte ihn gar nicht gestört. "So habe ich noch ein bißchen mich damit zu beschäftigen...". Und dann kamen die Lieferwagen. Mit ihnen die Möbelpacker.  Dann kamen die vielen Briefen. Weiße, gelbe, rote, blaue. Er öffnete keinen mehr von ihnen. Dann kam der Herr mit der großen Tasche. Und nahm alles mit, was die Möbelpacker noch nicht eingepackt hatten. Nur das Grinsen bliebt. Ein blinkendes Grinsen, daß ihn verhöhnte. Auslachte. Darauf wartete, daß er angekrochen kam um es zu befriedigen. Zu Huldigen. Ihm zu Dienen.

Es gab keinen Schrei. Und kein Blut spritzte. Es gab auch keinen Lärm. Es lickte nur leise. Dann war das Grinsen nicht mehr da. Nur noch die eere. Nichts half mehr. Nichts mehr da. Kein Grinsen mehr. Nie mehr?

Das Gehäuse als Podest, das Stromkabel als Schlinge. Dann war das Grinsen nicht mhr da. Nur noch die Leere.

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