„Laß und gehen.“

Der Luftzug durch die aufgebrochene Tür war wie die beste Medizin für meinen geschundenen Körper. Ich fühlte mich so frei, so voller Energie. Auch wenn mir die Knochen ganz gewaltig schmerzten, aber darüber muß man einfach hinwegsehen.

Ich gebe zu, es erfüllte mich schon diesen Sieg errungen zu haben. Immerhin kann nicht jeder mit seinem Körper eine Stahltür aufbrechen, die mit acht Zentimeter langen Schrauben in eine Steinmauer eingeschraubt ist und mit einem dicken Balken verriegelt. Aber schließlich war ich nicht irgendjemand. Und ich war motiviert. Motiviert zu jagen und zu töten. Ich konnte endlich wieder Witterung aufnehmen... Und Roark zur Strecke bringen.

Luci machte keine Anstalten zu gehen. Es war als ob Sie Angst hätte zu fliehen. Angst aus Ihrem Verlies zu entkommen. Als wäre es kein Gefängnis, sonder eher eine schützende Höhle. Aber so sind alle. Frauen meine ich. Ich zerre Sie einfach hinter mir her.

Als das altbekannte Geräusch an meine Ohren dringt, ist es als ob mir das Blut in den Adern gefriert. Ein Hubschrauber nähert sich der Farm. Das kann unmöglich gut sein. Der eisige Klumpen in meinem Bauch meldet sich wieder. Ganz sicher ist das kein gutes Zeichen...

Das bösartige Knatter hallt durch die Luft. Sie geben sich noch nicht einmal Mühe irgendwas zu verschleiern. Ganz offen stehen die Polizeikennzeichen am Heck des Hubschraubers, der sich wie eine hungrige Libelle auf Jagd über die Farm senkt. Nein, ganz offensichtlich haben sie es nicht nötig irgendwas zu verschleiern. Ich bin ja auch ein gesuchter Mörder. Sicher. Sicher sind sie auf jeden Fall. Wohl das ich mir in die Hosen mache. Und natürlich das ich brav in diesem Kellerloch sitze und warte bis Sie mich finden. Lucille, sie war wohl einfach nur zufällig am falschen Platz zur falschen Zeit. Ich hingegen ist der den Sie wollen. Diesmal wollen Sie kein Risiko eingehen. Sie kommen laut und deutlich.

Dumm für Sie das ich nicht in dem Kellerloch sitze und mir vor Angst in die Hosen mache. Nein, ich nicht. Ich werde ihnen einen warmen Empfang machen...

Ich hetze mit Lucille im Arm an dem Zaun entlang. Genauer gesagt fliegt sie hinter mit her. Sie ist so weich. So warm. So leicht. Wie ein Kätzchen, fast schwerelos reiße ich Sie mit mir.

Der Wind aus der Wüste weht kalt über uns hinweg. Aber noch kälter als der Wind wartet Gladys da auf uns.

Gute Gladys. Liebe Gladys. Süße Gladys.

Gladys wird bereit sein. Und willig. Willig ihr kaltes Husten den Schweinen ins Gesicht zu husten und Sie mit einem bleiernen Schnupfen zu überziehen. Willig so kalt und hart in meiner Hand zu liegen und geradewegs ihnen ins Gesicht zu spucken, mit Ihrem heißen Atem.

Oh-ha. Wir mutig. Ein ganzer Trupp. Aus dem Polizeihubschrauber steigen nicht die üblichen Cops. Es sind eine Reihe von dick gepanzerten Killertypen, die die immer so gesichtslos hinter ihren Kugelsicheren Helmen lauern, die Maschinenpistole schussbereit in der Rechten. Voraus geht ihnen offensichtlich der Boss der Aktion. Er sieht zu ungewöhnlich für einen normalen Komissar aus. Das muss ein besonderer Agent sein, irgeneiner der geheimen Killertruppe. Mit Kriegsbemalung im Gesicht. Wie ich solche Typen hasse.

Immerhin scheinen sie noch nicht zu wissen, das wir nicht mehr in unserem Versteck sitzen. Trotzdem zeigen sie eine Vorsicht, die von schlechten Erfahrungen zeugt... Bald, bald nur... Kommt nur her, dann werden es noch mehr.

Ich habe ihren Boss direkt im Visier. Gladys wird ihn wegpusten, sein Gehirn zu einer spriztenden Masse verarbeiten. Der Schlange den Kopfabbeissen... Ja Gladys, ruhig, nur ruhig, lass ihr kommen, lass ihn ganz nah an dich ran und dann...

Mit einem dumpfen Dröhnen trifft der schwere Stein meinen Schädel. Lucille hat mich tatsächlich K.O. geschlagen. Warum, warum Lucille?

„So kannst du uns wenigstens nicht beide umbringen...“ haucht Lucille, doch die Dunkelheit hält mich wieder fest umschlungen...

„Nicht schießen!“ Lucille versucht die Aufmerksamkeit der Polizisten auf sich zu ziehen und die schießwütigen Polizisten an ihrem Ziel zu hindern.

„Bitte hören Sie mir zu, ich bin seine Bewährungshelfern,...“ eine wahrlich denkwürdige Einleitung. Sehr glaubwürdig, wenn man bedenkt was zur Zeit über mich im Radio für Gerüchte verbreitet werden. ,Ich bin seine Bewährungshelferin´ warum nicht gleich ,Ich bin seine Tierärztin´ oder ,Ich bin seine Bonbonverkäuferin´. Lucille, du bist mal wieder großartig.

„er ist bewußtlos und unbewaffnet. Hier, nehmen Sie seine Waffe.“ Sie überreicht dem milde lächelnden Polizisten Gladys. Meine geliebte Gladys! Wie kann sie es wagen!

„Danke. Wo ist er?“ Er schein sich der Situation nicht sicher zu sein, sein Fußvolk bildet einen Ring und versucht alle Seiten mit Ihren Maschinenpistolen abzusichern, während er sich nervös umschaut. Mein Ruf schein mir vorauszueilen.

Gut das Lucille nicht die Kraft eines Mannes hat, ansonsten wäre ich zumindest noch bewußtlos, wenn nicht sogar tot. Vielleicht ist es auch nur die Gewöhnung. Viel schaden kann mein Kopf ja nicht nehmen, soviel ist da ja nicht drin, was kaputtgehen kann. Immerhin bin ich wieder auf den Beinen, auch wenn ich jede Menge Sterne sehe. Aber ich habe keine Zeit für Astronomiestunden sondern muss Goldie rächen! Und dazu muss ich mich erst mal dieser Schmeißfliegen entledigen.

Zu meinem Glück wird auf dieser Farm nicht allzusehr auf Ordnung geachtet, sonst hätte man die Axt sicherlich nicht so sorglos im Holzblock stecken lassen. Die Axt zerlegt den Zimmermann oder so...

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