Zwei Meilen vor der Farm habe ich den Wagen stehen gelassen und bin zu Fuß unterwegs. Wenn irgend etwas dran ist an dem, was der Priester mir gesagt hat, dann muß ich sehr vorsichtig sein. Auch wenn das heißt, das ich zu Fuß nachts durch den Wald muß.

Ich haße den Wald nachts. Besonders die Geräusche. Die Leute reden immer über die Natur als ob sie so süß und freundlich wäre. Ich glaube, daß von denen niemals jemand die Nacht an einen Baum gefesselt im Wald verbracht hat. Seit dem Pfadfinderlager hasse ich den Wald. Es gibt nicht viel was mir sonst noch Angst macht...
Ein Windrad scheppert in der Ferne. Es zeigt mir den Weg zur Farm. Sie scheint völlig verlassen. Ich schleiche mich langsam näher. Erst durch das Gebüsch, dann bin ich mitten auf dem Gelände.

Es ist wieder da, das kalte Ding in meinem Bauch und sagt mir, daß es nicht mehr weggehen wird. Ich bin manchmal etwas verwirrt, aber das kalte Ding irrt sich nie und ich habe gelernt ihm zu vertrauen.
Vielleicht ist es nur etwas das ich rieche oder höre oder aus dem Augenwinkel wahrnehme, zu dem ich zu dumm bin es wahrzunehmen. Aber der Klumpen Eis ist da, wo eigentlich mein Magen sein sollte. Er ist da uns sagt mir, daß das die ein schlechter Ort ist. Menschen sind auf dieser Farm gestorben. Auf die falsche Art.

Plötzlich höre ich es hinter mir, daß Knurren. Als ich mich umdrehe kann ich ihn sehen, mit gesträubtem Fell. Ein Hund, völlig verwahrlost, aber gefährlich. Offensichtlich die einzige Alarmalange hier. Ich gehe in die Knie, damit er mich nicht als Bedrohung empfindet.

„Ich will mit dir nicht Kämpfen, kleiner.“

Das Knurren wird langsam leiser, er duckt sich ein wenig. Langsam versuche ich mich auf ihn zuzubewegen, damit ich ihn greifen kann, als er auf einmal springt und nach mir schnappt. Zum Glück erwischt er nur den Mantel. Ich schlage ihn mit der Faus K.O. Auf gar keinen Fall hätte ich meine Pistole benutzt, um ihn ruhigzustellen. Er ist noch dümmer als ich und hätte es nicht verdient. Außerdem interessiere ich mich für seinen Besitzer. Weil sein Atem nach Blut riecht und ich möchte wissen, welche Sorte Blut es ist.

Unter einem Traktor finde ich ein paar Knochen, die ganz sicher keinem Kojoten gehören. Und einen Damenschuh. Langsam frage ich mich, was hier wirklich vorgeht. Ich frage mich, ob der Priester nicht doch die Wahrheit sagte.
Er muß schon eine Weile hinter mir gestanden haben. Und mich beobachtet. Mich eingeschätzt. Ich habe ihn nicht bemerkt. Als ich ihn höre ist er bereits in der Luft – noch nie konnte sich jemand an mich heranschleichen! – ohne einen Laut. Nicht einmal die Luft zischt, auch nicht sein Atem.

Sein erster Tritt verfehlt nur knapp den Kehlkopf, ich habe Gladys schon in der Hand, doch bevor ich zielen kann, trifft mich sein zweiter Tritt und ich stürze und pralle mit dem Kopf auf einen Zaunpfahl. Noch bevor ich die Erde berühre hat mich der dritte Tritt am Kiefer erwischt. Seine Fingernägel sind scharf wie Rasiermesser und treffen meine Hand – meine Rechte. Ich lasse Gladys fallen, schon zerschneiden mir seine Fingernägel die Stirn und das Blut läuft in meine Augen – Ich kann nichts mehr sehen! Wo ist er, wo, wo?

Während all der Zeit kein Laut – ich kann ihn nicht hören, niemand kann so leise sein, niemand außer demjenigen, der sich in jenes Hotelzimmer vor zwei Tagen geschlichen hat.

„Du warst es, du Hurensohn! Du hast sie getötet! Du hast Goldie getötet!“ schreie ich ihm zu, auch wenn ich gar nicht weiß, ob er noch da ist. Hört er mich noch? Wo ist er? Ich kann ihn nicht hören, verdammt!

Eine Sonne explodiert in meinem Kopf. Ein Schlag so laut wie tausend Glocken. Der Hammer, er muß mit dem Vorschlaghammer... Nichts als Nacht. Ich gebe auf und die Dunkelheit umfängt mich.

Zurück