Dear schwarze Fürst der Liebe

Liebe hat mich des Schlafs beraubt: Das tut Fürst Liebe.
Fürst Liebe pfeift auf Seele und Vernunft.
Ein schwarzer Löwe ist er, hungrig und wild,
Der nur das Herzblut trinkt von Liebenden.
Fürst Liebe packt dich sanft und schleift dich dann
Zur Grube: Stürzt du hinein, schaut er gelassen zu.
Fürst Liebe ist ein Despot, ein herzloser Richter,
Der Unschuldige foltert und mißbraucht.
Fall du ihm in die Hände, und du weinst Ströme,
Entflieh ihm und du gefrierst zu Eis.
In jedem Augenblick zerschlägt er tausend Becher.
Näht hundert Kleider und reißt sie dann in Fetzen.
Zehntausend Augen bringt er zum Weinen,
Und ihn bringt das zum Lachen.
Tausend metzelt er hin, und sie sind ihm einerlei.
Niemand entrinnt seinen Ketten durch List oder Wahnsinn,
Niemand entschlüpft seinen Netzen, wie weise er auch sei.

(Dschela ed-Din Rumi)

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