„Entschuldigung ich war gerade woanders...“ „Ich verstehe.“ „Es tut mir leid, das ist mir selber noch nicht passiert aber ich dachte gerade...“ „Sie fragten sich, wer ich eigentlich bin.“ Die plötzliche Erkenntnis ließ sie Ihn völlig verdutzt ansehen. Für eine Weile konnte Sie gar nicht sagen, sondern nur in seine dunklen Augen starren. Wie Löcher in eine andere Welt... „Also ehrlichgesagt, ich...“, es war so schwer einen Satz zu formulieren, der Kopf war wie leergewischt. „Ich meine damit, Sie kommen ja seit Jahren hierher und eigentlich weiss ich trotz all der Sitzungen nicht viel über Sie.“ Noch immer schaute Nahmed sie nur an, ohne etwas zu erwiedern. „Ich weiss eigentlich gar nicht, warum Sie hier her kommen. Sie scheinen gar keine Probleme zu haben.“ Das Schweigen zog sich immer länger hin. Je mehr sie Nahmed anschaute, desto fremder erschien er ihr. "Ich komme seit vier Jahren in Ihre Praxis und sie haben mich noch nicht einmal nach meinem Namen gefragt." "Das stimmt doch gar nicht!" "Haben Sie mich dannach jemals gefragt?" "Natürlich! Ohne Namen kann ich Sie ja schlecht in mein Notizbuch eintragen." "Wie heisse ich?" "Nahmed." "Und weiter?" "Wie weiter?" "Na mein Name." "Ich nehme doch an,  das ist Ihr Name?" "Ich heisse Nahmed Seyer Huber. Und bisher sind Sie die Einzige im Ort, die das weis." "Aber die Rechnungen..." "Habe ich seit vier Jahren persönlich mitgenommen." Das Gefühl in Ihrem Beruf völlig Versagt zu haben ließ Ihr das Blut ins Gesicht steigen. Jetzt hatte sie also auch auf dem letzten Gebiet in ihrem Leben vesagt. "Keine Sorgen, es hat mich noch niemand hier nach meinem Namen gefragt. Ich habe dieseWirkung auf Menschen." Sie fühlte das sie jetzt etwas dazu sagen sollte, irgendeine Ausrede warum sie ihn nicht gefragt hatte. Das sie es vergessen hatte und es doch auch nicht wichtig ist. Aber jedesmal wenn sie den Mund aufmachte wollten ihr einfach die Worte nicht einfallen. "Wissen Sie, ich glaube Sie waren einfach überrascht als ich vor ihrer Tür stand und später haben sie es vergessen." Die Tatsche das Nahmed ihre Gedanken besserAussprechen konnte als sie ließ die Scham in neuen Wogen über ihr gesicht kommen. Erneut zog sich das Schweigen endlos in die Länge. "Haben Sie nicht etwas vergessen, Frau Doktor?" Erschrocken über ihr neuerliches Versagen konnte sie nur noch stottern: "W-w-was denn n-n-noch?" "Unsere zeit  heute ist um." Der rasche Blick auf die Uhr zeigte ihr, das das stimmte. "Tatsächlich..." "Es war eine gute Sitzung. Vielen Dank und bis in zwei Wochen." Mit diesen Worten stand Nahmed auf und ging, beinnahe lautlos, wie immer. Nachdem er gegangen war, saß sie noch lange in ihrer Praxis. Zum ersten mal im Leben hatte sie das Gefühl völlig alleine zu sein.

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